Im letzte Frühjahr habe ich mit den Pflanzen auf meinem Berliner Stadtbalkon das erste Mal bei Null angefangen. Ich wollte – zumindest einmal – meine Pflänzchen zu hundert Prozent angezogen haben. Kleiner Spoiler: es hat total viel Spaß gemacht und mich in eine Wiederholungstäterin verwandelt.
Was du brauchst:
- Anzuchterde
- Anzuchttöpfe oder Anzuchtpresse
- Samen
- Plastikbox – am besten aus transparentem Material und mit Deckel
- Sprühflasche
- Gießkanne
Ich habe mich bisher an Tomaten, Radieschen, Zucchini, Kapuzinerkresse, Dill und Chilis versucht. Alles sind gediehen – teils mussten einige Herausforderungen gemeistert werden.
Vor der Aussaat
Für die Anzucht sämtlicher Pflanzen solltest du Anzuchterde verwenden. Diese ist mineralstoffarm und erleichtert den kleinen Sprossen die Wurzelbildung. Später, beim Umtopfen in größere Behälter, kannst du natürlich auf „normale“ Erde zurückgreifen.
Für die Aussaat nutze ich biologisch abbaubare Anzuchttöpfe. Sie produzieren keinen Abfall und können später samt Pflänzchen in ein größeres Gefäß umgepflanzt werden. Hin und wieder habe ich hier Probleme mit Schimmelbildung. Dieser verschwindet aber in der Regel, wenn man auf ausreichend Luftzirkulation achtet und die Anzuchttöpfe feucht hält, ohne Staunässe zu erzeugen (z.B. indem man für die Bewässerung eine Sprühflasche verwendet).
Eine tolle Alternative stellen Erdpressen dar, mit denen man aus der Anzuchterde Substratblöcke pressen kann. Allerdings scheitert es bei mir bislang an der Beschaffung. Falls jemand einen guten Tipp hat – teilt ihn mir gerne mit.
Gerade für die Keimphase am Anfang empfehle ich, die Anzuchttöpfe in einer transparenten Plastikbox mit Deckel aufzubewahren. Dadurch entsteht eine Art Gewächshausatmosphäre: Die Luft bleibt feucht und warm und dennoch bekommen die kleinen Triebe Licht. Geeignete Boxen gibt’s im Baumarkt oder bei Ikea. Nimm mindestens einmal pro Tag den Deckel für einige Minuten ab und platziere die Boxen an einem warmen und hellen Ort.
Basics
Folgende Schritte sind meiner Erfahrung nach bei der Aussaat aller Samen gleich zu beachten.
Die Anzuchttöpfe bis zu 1 bis 2 cm unterhalb des Topfrandes mit Aussaaterde füllen. Die Erde leicht andrücken.
Im nächsten Schritt die Samen platzieren. Ich arbeite normalerweise mit 2 Samen pro Anzuchttopf, allerdings sind die Töpfe, die ich verwende, recht klein. Wenn du größere Töpfe verwendest, kannst auch mehr Samenkörner einpflanzen. Je nach Pflanze, empfehle ich, die Pflanzen später zu pikieren – also voneinander zu trennen, damit alle Triebe genügend Platz zum Wachsen haben.
Den Topf mit den Samenkörnern füllst du nun bis zum Rand mit Aussaaterde auf.
Die Erde nun erneut vorsichtig festdrücken und ordentlich wässern. In den folgenden Tagen und Wochen solltest du die Erde stets feucht halten (z.B. mit einer Sprühflasche). Wenn die Aussaaterde austrocknet, kann der Keimprozess gestört und die Triebe beschädigt werden.
Wie bereits oben geschildert, empfehle ich dir, die Töpfe in einer transparenten Plastikbox, an einem warmen hellen Ort weilen zu lassen.
Gerade wenn du verschiedene Pflanzen gleichzeitig ziehen möchtest, solltest du unbedingt Steckschilder in den Töpfen anbringen – am besten als recycelte Variante. Ich habe gute Erfahrungen mit alten Eisstielen aus Holz und ausgeschnittenen Tetrapak-Milchtüten gemacht.
Tomaten
Die sehr pflanzerfahrenen Großeltern meines Freundes sagen, wer Tomaten anziehen will, muss damit bereits im Februar starten. Für den Balkon eignen sich buschig wachsende Tomatenpflanzen ganz besonders.
Lege die Samen wie oben unter „Basics“ beschrieben aus und achte auf genügend Feuchtigkeit und eine Keimtemperatur von ca. 20°C.
Wenn nach 10 bis 14 Tagen kleine Pflänzchen gewachsen sind, solltest du diese in größere Töpfe umsetzen. Achte hierbei darauf, die Tomatenpflanzen einige Zentimeter tiefer einzupflanzen als zuvor. Biologisch abbaubare Anzuchttöpfe kannst du hierbei getrost als Ganzes einbuddeln.
Nach dem Umtopfen deine Tomaten unbedingt ordentlich angießen und natürlich auch in den nächsten Tagen und Wochen mit ausreichend Wasser versorgen. Die Erde sollte nie austrocknen.
Sobald deine Tomatenpflanzen nicht mehr ganz so zart sind, solltest du sie auf den Ernst des Lebens vorbereiten und sie zwei, dreimal am Tag mit den Fingern anstoßen und sanft schütteln. Durch dieses „ärgern“ wachsen sie besser.
Wenn deine Pflanzen noch größer werden, kannst du sie erneut in größere Töpfe umtopfen und sie dabei nochmal tiefer einsetzen als zuvor.
Generell brauchen Tomaten viel Wärme und viel Licht, um zu gedeihen. Achte daher auf einen warmen und hellen Stellplatz.
Bevor du die Pflanzen permanent auf den Balkon umsiedelst, solltest du ihnen einige Tage Eingewöhnungszeit einräumen. Stelle sie dafür am Morgen raus und hol sie wieder in die Wohnung, bevor die Nacht anbricht.
Zucchini
Bei der Anzucht mögen Zucchinis es warm. Daher sollte man erst Ende April beginnen, sie auf der eigenen Fensterbank zu ziehen.
Bevor du die Samenkörner, wie oben unter „Basics“ beschrieben, in die Erde setzt, solltest du sie einige Stunden lang in warmem Wasser einweichen. Das beschleunigt den Keimvorgang. Arbeite ruhig mit zwei Samen pro Topf – dann kannst du beim Pikieren die schwächeren Triebe ausmerzen.
Während die Pflanzen heranwachsen, solltest du die Erde unbedingt feucht halten und den Zucchinisprossen Zugang zu ausreichend Licht gewähren.
Die Zucchinipflänzchen wachsen super schnell und können bereits nach drei Wochen ins Freie. Bevor du sie komplett „auswilderst“, solltest du sie durch kleine Tagesausflüge an die neue Umgebung gewöhnen und sie nachts jeweils wieder rein holen.
Frost mögen Zucchinis überhaupt nicht, darum empfiehlt es sich, sie erst nach den Eisheiligen dauerhaft ins Freie zu setzen.
Bei Zucchinis gibt es noch eine Besonderheit: Es wachsen später weibliche und männliche Blüten. Nur die weiblichen Blüten verwandeln sich nach erfolgter Bestäubung in Zucchinifrüchte – ihr kennt das mit den Bienchen und Blümchen. Ich hatte schon einmal Pech und habe tatsächlich ausschließlich männliche Blüten gezogen und dementsprechend keine einzige Zucchini ernten können. Die Blüten schmecken aber tatsächlich auch sehr lecker – vor allem gefüllt und gebacken.
Radieschen
Radieschen sind super unkompliziert in der Anzucht.
Wie oben beschrieben den Anzuchttopf zu zwei Dritteln mit Anzuchterde füllen, leicht andrücken und Samen darauflegen. Nun den Topf bis oben mit Erde auffüllen. Ordentlich gießen und an einem warmen und hellen Ort austreiben lassen.
Auch hier ist wichtig, dass du die Erde stets feucht hältst. Wenn du mit einer Plastikbox als „Gewächshaus“ arbeitest, sorge regelmäßig für Lüftung. Sonst kann Schimmel entstehen.
Meiner Erfahrung nach treiben Radieschen super schnell aus. Schon nach einer Woche kann man meist die ersten Triebe an der Erdoberfläche sehen.
Wenn die Triebe sehr hoch und instabil werden, kann dies ein Anzeichen für zu wenig Licht sein. Direkte Sonneneinstrahlung sollte aber vermieden werden.
Nach 2-3 Wochen kannst du die Anzuchttöpfe in ein größeres Pflanzgefäß umpflanzen.
Radieschen wachsen sehr unkompliziert und schnell und können von Februar bis September (auch direkt ins Beet/ in den Balkonkasten) nachgesäht werden. So sorgst du stets für knackigen Nachschub. Wichtig dabei ist nur, dass du die Radieschen erntest, bevor sie schießen.
Chilis
Chilis solltest du bereits Ende Januar/ Anfang Februar anziehen. Zum genauen Vorgehen gibt es verschiedene Ansätze und Empfehlungen – ich beschreibe einfach, wie ich es gemacht habe.
Vor der Aussaat habe ich die Chilisamen je 30 Minuten lang in warmem Wasser „eingelegt“, um den Keimvorgang zu kickstarten.
Dann die Anzuchttöpfe bis 2cm zur Kante mit Anzuchterde füllen und leicht andrücken. Zwei Samen pro Topf mit ordentlich Abstand auf die Erde legen und anschließend den Topf mit Erde auffüllen. Ordentlich angießen und in den nächsten Tagen und Wochen schön feucht halten.
Chilis wachsen normalerweise in feucht-warmen Gebieten. Darum bietet es sich hier besonders an, mit einer transparenten Plastikbox plus Deckel als Gewächshausersatz zu arbeiten.
Bei mir hat es – je nach Sorte – 3-4 Wochen gedauert, bis sich die Chilikeime an der Oberfläche gezeigt haben. Also die Geduld nicht verlieren und auf Schimmelbildung achten.
Auch später, wenn deine Chilipflanzen größer sind, mögen sie es warm uns sonnig. Besonders geeignet sind Außenfensterbänke oder Balkone, die zur Südseite ausgerichtet sind.
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